Die Festtage sind die Zeit des Schenkens. Kinder sind jedoch mit den vielen Geschenken, die sie bekommen, oft
überfordert. Was tun? Kinder- und Jugendpsychologin FSP Joëlle Gut-Lützelschwab weiss Rat.
Schenken ist etwas Schönes. Das erleben
Kinder schon im Spielgruppenalter. Sie basteln Geschenke für ihre Eltern, packen sie ein und können es kaum erwarten, bis sie endlich
ausgepackt werden. «Die Vorfreude beim Schenken ist für die Kinder genauso wichtig wie das Geschenk selber», sagt die eidgenössisch
anerkannte Psychotherapeutin Joëlle Gut-Lützelschwab, die in Bern, Biel und Solothurn als Kinder- und Jugendpsychologin, Familien- und
Paarthera-peutin Beratungen anbietet. «Die Kinder wissen, dass sich die Beschenkten freuen, und können so etwas zurückgeben. Das ist sehr
wichtig für sie.»
Ein gemeinsames Geschenk macht Sinn
Natürlich ist es für die Kinder auch wichtig, Geschenke zu bekommen. Über die Festtage kommen Grosseltern,
Paten und Freunde zu Besuch, und meistens bringen sie Geschenke mit. Was gut gemeint ist, kann die Kinder jedoch schnell überfordern.
«Wenn die Kinder Berge von Päckli bekommen, dann können sie sich kaum mehr über das einzelne Geschenk freuen oder sich mit einem Spielzeug
länger beschäftigen», sagt Joëlle Gut-Lützelschwab. Sie rät dazu, dass sich Grosseltern oder Paten zusammentun, um gemeinsam etwas
Grösseres zu schenken. Bei älteren Kindern oder Jugendlichen mache es Sinn, Geld zu schenken, damit die Kinder auf etwas hin sparen
und sich grössere Wünsche selber erfüllen können. «Schön finde ich, wenn Kinder überrascht werden», sagt die Psychotherapeutin. Heute sei es
ja oft so, dass die Kinder ganz präzise Wünsche äusserten. «Sie könnten stattdessen der Gotte oder dem Götti eine Auswahl geben, so dass doch
noch ein kleiner Überraschungsmoment übrigbleibt.»
Schenken Sie Zeit!
Gibt es eine Alternative zu Spielsachen, zu materiellen Geschenken? «Aber natürlich», sagt Joëlle Gut-Lützelschwab:
«Schenken Sie Zeit!» Einen Ausflug in den Zoo, eine Wanderung, einen Kinobesuch, einen Tag Ski fahren. Gemeinsame Erlebnisse, so die
Psychologin, stärkten die Beziehung. «Auch wenn es für das Kind vielleicht im ersten Moment cooler ist, das neuste Lego auszupacken,
auf längere Sicht ist ein Tag mit einer nahestehenden Person das schönste Geschenk.»
Quelle: Bonviva / November 2015