Jedes dritte Paar in der Schweiz lernt sich laut Studien bei der Arbeit kennen. Das «aare MAGAZIN» ist auch in der Migros
Aare fündig geworden. Vier Paare haben uns ihre Geschichte erzählt. Und die Beziehungsexpertin sagt, worauf es bei der Liebe am
Arbeitsplatz ankommt.
«aare MAGAZIN»: Wieso lernen sich so viele Paare im Job kennen?
Joëlle Gut-Lützelschwab:
Gemeinsamkeiten sind durch die Arbeit schon gegeben. Und nicht selten treffen sich Arbeitskollegen in der Freizeit, da merkt man
plötzlich, dass der andere gut zu einem passen könnte. Andere wiederum arbeiten so viel, dass die Freizeit eingeschränkt ist und sie sich daher
untereinander verlieben.
Sollte man die Liebe gegenüber den Kollegen geheim halten?
Eine anfängliche Schwärmerei sollte man für sich behalten, damit die Liebe ohne Beeinflussung von aussen wachsen kann. Sobald sich
abzeichnet, dass es «ernst» wird, ist es ein weiterer schöner Schritt, die Beziehung auch öffentlich zu leben.
Welches sind die positiven Auswirkungen?
Beziehungen, die am Arbeitsplatz beginnen, sind in der Regel vielversprechender und dauern länger als solche, die ihren Ursprung
etwa im Ausgang haben. Eine Partnerschaft, die bei der Arbeit entsteht, beginnt oft weniger überstürzt. Es ist von Vorteil, wenn man sich über Wochen
oder Monate immer wieder kreuzen und langsam kennenlernen kann. Dazu kommt: Das Verständnis der Partner für den Job des anderen ist grösser.
Welche Gefahren lauern?
Wenn Paare zusammen arbeiten, müssen sie acht geben, dass sie die Beziehung nicht einengt. Es gilt, eine gute Balance zwischen
gemeinsamen Freizeitaktivitäten und solchen ohne Partner zu finden. Verlieben sich Vorgesetzte und Unterstellte, kann es schwierig werden. Das Paar
möchte sich in der Partnerschaft gleichgestellt behandeln, im Berufsalltag ist das jedoch anders. So wird die Akzeptanz der Hierarchie meist zum
Problem. Zudem könnten andere Teammitglieder das Gefühl haben, die Person ziehe Vorteile aus ihrer Beziehung. Es ist daher – der Beziehung zuliebe –
ratsam, dass einer von beiden sich versetzen lässt oder eine neue Stelle annimmt.
Worauf sollten Paare noch achten?
Die geschäftlichen Angelegenheiten ausschliesslich bei der Arbeit und die privaten zu Hause diskutieren. So tappt man nicht in die
Falle, in der Freizeit nur noch über den Job zu reden – und die Beziehung allmählich als langweilig zu empfinden. Eine gute Kommunikation, Wertschätzung
und Achtsamkeit sind in jeder Beziehung wichtig, aber ganz besonders bei Paaren, die zusammen arbeiten.
Joëlle Gut-Lützelschwab ist
diplomierte Paartherapeutin. Sie hat ihren Mann am Arbeitsplatz kennengelernt und ist glücklich verheiratet.
Quelle: «aare MAGAZIN» / Text: Karin Grossen im Juni 2014